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Der Pygmalion-Effekt

Der Pygmalion-Effekt

Der Pygmalion-Effekt genauer betrachtet

Der Pygmalion-Effekt ist ein psychologisches Phänomen, das in den 1960er Jahren von R. Rosenthal und L. Jacobsen erforscht wurde.

Bei der experimentellen Feldstudie mit Schulkindern wurde nachgewiesen, dass Schüler, die zuvor bei ihren Lehrern als besonders leistungsstark und begabt ausgewiesen wurden, tatsächlich bessere Leistungen als ihre Mitschüler erzielten und ihre bisherigen Leistungen steigern konnten. Ihre Lehrer fingen unbewusst an sich ihnen gegenüber anders zu verhalten, so wurden die vermeintlich besonders intelligenten Schüler zum Beispiel häufiger angelächelt und ihre Beiträge besonders beachtet. Dies spornte die Kinder – die selbst nichts davon wussten – weiter an.

Kurz um: Die Lehrer hatten sich aufgrund der gezielt gesetzten Falsch-Information ein Vorurteil über jene Schüler gebildet und diese anders behandelt.

Das Experiment verweist nicht nur auf die schnelle Urteilsbildung von Menschen und deren Konsequenzen (a),

sondern auch auf das Leistungspotenzial bzw. -steigerung von Menschen, an die „geglaubt“ wird (b).

Es macht weiter deutlich wie sehr wir Menschen auf Feedback von Außen reagieren und Fremdwahrnehmungen auf unsere Eigenwahrnehmung übertragen (c).

Der Mensch ist ein hochkomplexes und sensibles Wesen. Zig Prozesse laufen in Sekunden unterbewusst in uns ab und am Ende denken wir oft wir hätten eine bewusste Entscheidung getroffen. Unser System ist zunächst darauf getrimmt sich in seiner Umwelt Orientierung zu verschaffen, um Energie einzusparen. Das bedeutet: Blitzschnell und wie auf Autopilot fangen wir an unsere Umgebung zu ordnen, zu sortieren und weitere Informationen anhand unseres bisherigen Erfahrungsschatzes abzuleiten.

Fehlschlüsse

Hierbei kommt es jedoch oft – sogar überwiegend – zu irrationalen Fehlschlüssen.

Ein Beispiel: Nur weil ein Mensch keinen besonderen Wert auf seine Kleidung legt, heißt das noch lange nicht, dass er auch mit seiner Arbeit nachlässiger umgeht oder keinen Sinn für Ästhetik besitzt. Und ein Mitarbeiter, der zwei Termine durcheinander bringt ist noch lange nicht „per se“ chaotisch.

Haben wir erstmal unseren Gegenüber in eine Schublade gesteckt, werden wir uns dementsprechend verhalten. Auch wenn wir vielleicht meinen, man merke uns unsere Gedanken nicht an, vermittelt unser Körper über Pheromone, Stimme, Gestik und Mimik unsere Einstellung auf subtile Weise. Unser Gegenüber wird die Ablehnung wahrnehmen und ebenfalls entsprechend reagieren. Machen Sie sich bewusst: Ihre Gedanken, Ihre Einstellung über ihre Mitarbeiter hat einen Effekt auf deren Leistung. Deshalb wurde der Pygmalion-Effekt auch in das Konzept des „Positiv-Leadership“ eingebaut (mehr dazu finden Sie hier Positive Führung – Positivität steckt an!).

So nutzen Sie den Pygmalion-Effekt in der PRAXIS:

Glauben Sie an Ihr Team

Vertrauen Sie in die Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter. Um diese Fähigkeiten auch wirklich nutzen und weiterentwickeln zu können, benötigen Ihre Angestellten allerdings Raum um selbstständig zu arbeiten und vor allem auch selbstständig Entscheidungen treffen zu können. Ein wertschätzender Umgang miteinander schenkt Anerkennung und schafft eine solide Basis.

Geben Sie einen Vertrauensvorschuss

Mit einem Vertrauensvorschuss ist eine positive Grundhaltung gemeint. Und ja, positiv zu denken können wir lernen! Gerne malen wir uns „Horrorszenarien“ aus, um für alles gewappnet zu sein. Auch Spitzensportler lernen in ihrer Laufbahn nicht im „Vermeidungs-Denken“ stecken zu bleiben, sondern sich auf das gewünschte Ergebnis zu konzentrieren.
Üben Sie sich darin ihren Mitarbeitern aufrichtig zu vertrauen und strahlen Sie dies auch aus! Ebenso sollten „Fehler“ nicht aufgerechnet werden. Ihre Mitarbeiter müssen auch Ihnen vertrauen können, dass Unstimmigkeiten nach einer Klärung wirklich vom Tisch sind und Ihnen nicht noch Monate bitter aufstoßen.

Setzen Sie den Fokus auf Stärken

Dieser Punkt liegt uns am meisten am Herzen. Wir sind nicht zuletzt von unserem Schulsystem darauf konditioniert worden Fehler, Schwächen und Defizite auszubessern. Doch eine wichtige Sache wird dabei vergessen: Es kostet uns ein vielfaches mehr Energie unsere Schwachpunkte zu „beheben“ als unsere Stärken weiter auszubauen.

Wieder ein anschauliches Beispiel aus dem Sport: Was denken Sie wie viel Energie es benötigen würde einen Innenverteidiger zu einem Stürmer zu machen? …Vielleicht würde er sogar ein mittelmäßiger Stürmer werden, während er mit weniger Energieaufwand ein erstklassiger Verteidiger hätte werden können!

Will heißen, auch mit einer Reihe von Weiterbildungsmaßnahmen, werden Sie aus einem introvertierten, schüchternen Mitarbeiter, der grundsätzlich ungern verkauft, keinen Spitzenvertriebler machen. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat dieser Mitarbeiter jedoch andere Stärken, die er auf einer anderen Position problemlos einbringen könnte.

Tipp:

Nehmen Sie sich die Zeit über die Stärken Ihrer Mitarbeiter nachzudenken. Mit welchen Leistungen wurden Sie zuletzt überrascht? In welchen Bereichen erbringen Ihre Angestellten jeweils mühelos Top-Leistungen?

 

Viel Spaß bei der Umsetzung wünscht Ihnen Ihre Potenzialwerkstatt – Persönlichkeit schafft Vertrauen.